Das Schweigen des Vatikans nach dem Vorfall des Kardinals Porras in Venezuela

Das Schweigen des Vatikans nach dem Vorfall des Kardinals Porras in Venezuela

Die jüngste Zurückhaltung des Kardinals Baltazar Porras durch die venezolanischen Behörden hat eine grundlegende Debatte über die diplomatische Politik des Heiligen Stuhls gegenüber dem Regime von Nicolás Maduro wieder eröffnet. Der Vorfall, der nur wenige Tage nach der Äußerung von Papst Leo XIV gegen eine mögliche militärische Intervention der Vereinigten Staaten in Venezuela stattfand, hat die ständige Spannung zwischen zwei vatikanischen Zielen mit besonderer Schärfe offengelegt: die Verteidigung der Menschenwürde und der grundlegenden Rechte, ohne die Präsenz und das pastorale Handeln der Kirche im Land zu gefährden.

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Eine Analyse, die von The Pillar veröffentlicht wurde, stellt den Vorfall als konkreten Beweis für das delikate Gleichgewicht dar, das der Vatikan seit Jahren in Venezuela zu wahren versucht, indem er auf Vorsicht, Vermittlung und diskrete Diplomatie setzt, auch auf Kosten der Vermeidung öffentlicher, klarer Äußerungen gegen ein Regime, das schwere Missbräuche vorwirft.

Ein diplomatisch bedeutsamer Vorfall

Am 10. Dezember wurde Kardinal Porras, emeritierter Erzbischof von Caracas und Inhaber eines vatikanischen Passes, daran gehindert, das Land am internationalen Flughafen Simón Bolívar zu verlassen. Über mehr als zwei Stunden wurde der Kardinal festgehalten, Sicherheitskontrollen unterzogen und mit einer Verhaftung bedroht. Schließlich annullierten die Behörden seinen venezolanischen Pass und ließen ihn in einer de facto-Situation, die die üblichen Normen des diplomatischen Umgangs verletzt. Der Vorfall ist besonders relevant, da es sich um einen Prälaten mit Dokumenten des Heiligen Stuhls handelt, was unter normalen Umständen eine sofortige formelle Protestnote ausgelöst hätte. Bislang hat der Vatikan jedoch keine öffentliche Reaktion gezeigt.

Die Worte des Papstes und ihr Kontext

Der Vorfall ereignete sich nur acht Tage nachdem Papst Leo XIV in einer Pressekonferenz am 2. Dezember nach seiner Rückkehr aus der Türkei und dem Libanon zu einer möglichen militärischen Aktion der Vereinigten Staaten gegen Venezuela befragt wurde. Der Pontifex erklärte damals, es sei vorzuziehen, Wege des Dialogs zu suchen und, falls nötig, nicht-militärische Druckmittel, einschließlich wirtschaftlicher, auszuüben, um eine Veränderung der Situation zu fördern.

In anderen jüngsten Äußerungen hat der Papst darauf bestanden, dass Gewalt Konflikte nicht löst und dass in Kontexten politischer Spannungen die Völker am meisten leiden und nicht die Herrschenden. Diese Aussagen, die mit der diplomatischen Tradition des Vatikans übereinstimmen, wurden von einigen Beobachtern – insbesondere in Lateinamerika – als unzureichend interpretiert, um die Schwere der humanitären Krise und der dem venezolanischen Regime zugeschriebenen Missbräuche widerzuspiegeln.

Kontinuität mit der Linie des vorherigen Pontifikats

Der vorsichtige Ansatz von Leo XIV erinnert in hohem Maße an die Politik, die sein Vorgänger in Bezug auf die Diktaturen in Venezuela, Kuba und Nicaragua verfolgt hat. Während des Pontifikats von Franziskus hat der Heilige Stuhl systematisch direkte öffentliche Konfrontationen vermieden und den Schutz des lokalen Klerus sowie die Möglichkeit, als Vermittler zu agieren, priorisiert.

Diese Strategie ermöglichte es der Kirche, einen Spielraum für pastorales und soziales Handeln in sehr restriktiven Kontexten zu wahren, erzeugte aber auch Frustration unter vielen Gläubigen, die eine klarere Anklage der Menschenrechtsverletzungen erwarteten. Im venezolanischen Fall verstärkten der Empfang von Nicolás Maduro im Vatikan im Jahr 2016 und die Weigerung, Vertreter der Opposition zu empfangen, diese Wahrnehmung von Ambiguität.

Gesten, die auf einen möglichen Wandel hindeuteten

Der Beginn des Pontifikats von Leo XIV hatte Erwartungen an eine Anpassung dieses Ansatzes geweckt, angesichts seiner umfangreichen pastoralen Erfahrung in Lateinamerika. Einige jüngste Gesten schienen diese Möglichkeit zu bestätigen, wie die Audienzen, die nicaraguanischen Bischöfen im Exil und dem Bischof Rolando Álvarez, der vom Regime in Managua inhaftiert wurde, gewährt wurden, sowie die Homilie des Kardinals Pietro Parolin im Oktober, in der er während einer liturgischen Feier eine ungewöhnlich harte Kritik am venezolanischen Regime übte.

Allerdings haben das Schweigen nach dem Vorfall mit Kardinal Porras und die jüngsten vorsichtigen Erklärungen des Papstes erneut Zweifel aufgeworfen, ob ein substantieller Wandel eintreten wird oder ob eine kontinuierliche Linie vorherrschen wird.

Ein immer schwierigeres Gleichgewicht

Die Herausforderung für den Heiligen Stuhl ist in Venezuela besonders komplex. Eine frontale Verurteilung könnte direkte Repressalien gegen den Klerus und kirchliche Institutionen auslösen, während eine übermäßig vorsichtige Haltung das Risiko birgt, als moralische Äquidistanz wahrgenommen zu werden und die Verantwortung des Regimes zu verwässern.

Die Schwierigkeit verschärft sich, weil die Kirche eine der wenigen Institutionen mit transversalem sozialem Legitimität in Venezuela bleibt, was sie zu einem potenziell Schlüsselakteur in jedem zukünftigen Verhandlungsprozess macht. Jüngste Informationen deuten sogar auf die Möglichkeit eines vereinbarten Abgangs von Nicolás Maduro unter Garantien einer Amnestie hin, ein Szenario, in dem die kirchliche Vermittlung entscheidend sein könnte.

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