Von Carlos Castro Carranza
Wir leben in Zeiten, in denen fast alles nach dem Sichtbaren bewertet wird: dem Image, der Anerkennung, der unmittelbaren Reaktion der Umgebung. Aber die Dinge, die die Welt wirklich verändern, geschieht meist im Stillen. Die wahre Reife einer Person besteht darin, zu handeln und sich dann zurückzuziehen, damit Gott leuchtet und nicht das Ego. Das tiefste Gute erscheint nicht auf Titelseiten und wird nicht kommentiert; es verkörpert sich im täglichen Leben, in konkreten Gesten, in der Art, wie man mit anderen umgeht. Die Mission beginnt dort, im Quadratmeter, den jede Person bewohnt: im Zuhause, bei der Arbeit, in den Freundschaften, in der Art, zu reagieren, wenn niemand zusieht. Es braucht kein großes Podium, um die Welt zu verändern; es reicht, den Raum, der jedem anvertraut wurde, mit Tiefe zu leben. Und nur der, der nicht gesehen werden muss, ist wirklich frei.
In der Familie verändert man mehr durch das Beispiel als durch Reden: dem Zuhören, wenn jemand müde ist, zuerst um Verzeihung bitten, die Hoffnung aufrechterhalten, wenn der andere es nicht kann, begleiten, ohne zu kontrollieren. Es ist leicht, von Liebe zu sprechen; schwierig ist es, sie zu praktizieren, wenn es wehtut oder niemand applaudisiert. Ein Zuhause, in dem man immer wieder neu beginnt, wo Geduld und Fürsorge herrschen, überzeugt ohne Worte.
Auch bei der Arbeit predigt man durch das Verhalten: das gegebene Wort halten, den Fehler des anderen nicht ausnutzen, gerecht sein, ohne dass es jemand verlangt, die Anstrengung anderer anerkennen, entscheiden, indem man an Menschen denkt und nicht nur an Ergebnisse. Die stille Kohärenz ist mehr wert als jede Rede über Ethik und Moral. Die Welt verändert sich nicht, wenn wir darüber diskutieren, sondern wenn wir sie verkörpern.
In den Freundschaften bedeutet, zum Guten zu führen, nicht mit Ideen zu überzeugen, sondern mit Präsenz zu begleiten. Oft braucht es nicht, dass jemand spricht, sondern einfach, dass er da ist, zuhört, ohne zu urteilen, festhält. Das Licht muss nicht schreien, um zu leuchten; es reicht, wenn es brennt. Es gibt Menschen, die Gott näherkommen, nicht weil jemand ihnen Argumente gab, sondern weil sie jemanden kennenlernten, der mit einem Frieden und einer Tiefe lebte, die menschlich nicht erklärbar sind.
Natürlich ist dieser Weg nicht perfekt: Wir fallen, scheitern, werden müde; der Schlamm, der an unseren Füßen klebt, lässt uns manchmal zurückweichen oder langsam vorankommen. Aber der Schlüssel ist nicht, nicht zu fallen, sondern nicht aufzugeben. Die Person, die so leben möchte, prahlt nicht mit Größe oder strebt nach absoluter Reinheit; sie beginnt einfach immer wieder neu, ohne Dramatik, mit Demut und Sanftmut. Die Größe liegt mehr in der Ausdauer als im anfänglichen Impuls.
Darum ist Handeln und Verschwinden nicht Zurückziehen, sondern Reinigung der Absicht. Das Gute tun, weil es gut ist, nicht weil es Image erzeugt. Wenn jemand so lebt, verändert sich die Umgebung, die er berührt, ohne Werbung. Das Gute beginnt sich von allein zu vermehren, weil Güte ansteckend ist. Im Familiären zeigt es sich in der Geduld; im Beruflichen in der Ehrlichkeit; in der Freundschaft in der Treue; im Inneren in dem Frieden.
Im Konkreten kann man mit kleinen täglichen Entscheidungen beginnen: zuhören, ohne zu unterbrechen, sich nie über den anderen lustig machen, das Richtige tun, auch wenn niemand es weiß, zerstörerische Kritik vermeiden, ein Wort schenken, das aufbaut, statt zu zerstören, eine Stille anbieten, die mehr heilt als ein Rat, um Verzeihung bitten, wenn es angebracht ist, und verzeihen, auch wenn es nicht gefordert wird, und akzeptieren, nach dem Guten, das man getan hat, unbeachtet zu bleiben. Dort zeigt sich, ob man eigene Glorie sucht oder wirklich möchte, dass Gott im Mittelpunkt steht.
Und wenn Gott im Mittelpunkt steht, ruht das Herz. Man braucht nicht mehr zu glänzen, zu kontrollieren, Ergebnisse zu messen oder Applaus zu erhalten. Es reicht, zu säen. Denn am Ende bleibt nicht, was die Person gezeigt hat… sondern was sie aufgebaut hat. Und was wirklich aufgebaut wird, entsteht immer aus der Liebe.
Handeln, ohne sich zu zeigen, lieben, ohne Gegenleistung zu fordern, dienen, ohne sich bemerkbar zu machen, geben, ohne innere Buchführung… Handeln… und verschwinden. Damit der Einzige, der glänzt, Er ist, der uns im Stillen immer den Weg erleuchtet.
