Kardinal Müller: „Als dogmatischer Theologe will ich kein Diplomat sein“

Kardinal Müller: „Als dogmatischer Theologe will ich kein Diplomat sein“

En einem ausführlichen Interview, das eine zweite Folge verspricht, spricht die Journalistin Diane Montagna mit dem Kardinal Gerhard Müller, emeritiertem Präfekten der Kongregation für die Glaubenslehre, der aktuelle Fragen in Kirche und Gesellschaft ansprach: den Mord am konservativen Führer Charlie Kirk, das Pontifikat von Leo XIV., die Bedrohung durch den Islam in Europa und den jüngsten Skandal der LGBT-Pilgerfahrt nach Rom im Rahmen des Jubiläums der Hoffnung.

Müller: „Charlie Kirk starb als Märtyrer für Jesu Christus“

Auf die brutale Ermordung von Charlie Kirk, Gründer von Turning Point USA, angesprochen, erklärte der Purpurat, dass er Opfer einer atheistischen Ideologie wurde, „deren Anhänger den Verbrechen satanisch feierten“. Für Müller starb Kirk nicht als einfaches politisches Ziel, sondern als Zeuge Christi:

„Charlie Kirk gab sein Leben als Opfer für die Wahrheit, dass der Mensch nach dem Bilde Gottes geschaffen wurde, als Mann und Frau. Er verteidigte die Schönheit und Heiligkeit der Ehe und der Familie gegen die Lüge der Trans-Ideologie“

Der Kardinal hob auch hervor, dass Kirk den Rosenkranz betete und kürzlich die Jungfrau Maria als Vorbild und Antwort auf die Übel der Zeit angerufen hatte. Er bat den Herrn und die Mutter Gottes um Trost für seine Frau und Kinder.

Ein Pontifikat mit mehr Zentralität auf Christus

Zu den ersten Monaten von Papst Leo XIV. merkte Müller an, dass er „eine Verkündigung wahrnimmt, die stärker auf Christus zentriert ist, mit mehr Ordnung und weniger Betonung auf sekundäre Fragen wie Migration“. Die erste Mission der Kirche – fügte er hinzu – sei nicht nur materielle Hilfe, sondern „das Evangelium allen zu predigen, auch denen, die nach Europa kommen“.

Der Kardinal warnte vor der Gefahr einer fortschreitenden Islamisierung und erinnerte daran, dass in Deutschland bereits „achtzehn Messerangriffe pro Tag und mehrere Gruppenvergewaltigungen“ stattfinden, ohne nennenswerte gesellschaftliche oder politische Reaktion. „Wenn die Situation so weitergeht, könnte Deutschland enden wie Nordafrika nach dem 7. Jahrhundert: Regionen, die zuvor katholisch waren und vollständig muslimisch wurden“, warnte er.

Wokeismus: „Die neue Maske des Marxismus“

Auf die Frage von Montagna, ob der „Wokeismus“ auf demselben Niveau wie der Kommunismus stehe, antwortete Müller bejahend.

„Es ist die Fortsetzung des Marxismus. Es leugnet die unsterbliche Seele und reduziert die menschliche Würde auf das, was ideologische Eliten wie das Weltwirtschaftsforum diktieren“

Laut dem Purpuraten zerstört diese Bewegung die persönliche Identität, stabile Familienbeziehungen, die Kultur und die Geschichte. Darüber hinaus kritisierte er die Instrumentalisierung des Islam durch Woke-Gruppen, um das Christentum im Westen zu schwächen.

Das „LGBT-Jubiläum“: „Eine Entweihung des Tempels Gottes“

Eines der heißesten Themen des Interviews war der Skandal der LGBT-Pilgerfahrt, die im September in der Kirche del Gesù und in der Basilika Sankt Peter stattfand, mit der Anwesenheit von Priestern, Nonnen und dem Jesuiten James Martin.

Müller war kategorisch:

„Sie haben den Tempel Gottes entweiht. Die LGBT-Bewegung widerspricht dem Willen des Schöpfers, und die Kirche in Propaganda für diese Ideologie zu verwandeln, ist ein Sakrileg“

Der Kardinal zitierte den heiligen Paulus (Röm 1, 24-25; Eph 5, 3-5.25-26), um zu unterstreichen, dass homosexuelle Handlungen seit der Antike verurteilt wurden und dass Bischöfe und Priester, die solche Veranstaltungen unterstützen, der katholischen Lehre offen widersprechen. Er erinnerte zudem daran, dass das Zweite Vatikanische Konzil in der Konstitution Gaudium et Spes (47-52) die Ehe und die Familie gemäß der Offenbarung bekräftigt.

„Zwischen Wahrheit und Irrtum kann es keinen Kompromiss geben“

In Bezug auf die Audienz, die Papst Leo XIV. am 1. September dem Pater James Martin gewährte, erkannte Müller an, dass solche Gesten instrumentalisiert werden können, vertraute jedoch auf die doktrinale Klarheit des Pontifikats. Dennoch warnte er, dass die Kirche sich nicht darauf beschränken könne, die Wahrheit zu verkünden: Sie müsse auch „die Lüge widerlegen“.

„Das Konzil von Nicäa hat nicht nur den Glauben verkündet, sondern Arius als Ketzer verurteilt. Ebenso müssen wir heute die Irrtümer innerhalb und außerhalb der Kirche widerlegen“

Für den Kardinal wird die aktuelle Polarisierung nicht durch leeres Gespräch überwunden, sondern durch Treue zur offenbarten Wahrheit: „Wer klar spricht, wird angegriffen, aber zu schweigen gibt den Feinden des Kreuzes nur Flügel“.

Das Zeugnis junger Heiliger gegenüber der Ideologie

Als Kontrast zu dem Geschehen beim „LGBT-Jubiläum“ betonte Müller die Notwendigkeit, der Jugend authentische Modelle der Heiligkeit vorzuschlagen. Er erinnerte daran, dass kürzlich Pier Giorgio Frassati und Carlo Acutis kanonisiert wurden, Beispiele für christliches Leben, die, wie er zu Montagna sagte, den Weg zeigen, „mit der Gnade des Heiligen Geistes zusammenzuarbeiten, um in Heiligkeit zu wachsen“.

„Das ist es, was wir fördern müssen“, schloss der Kardinal sein Interview ab, von dem morgen ein zweiter Teil veröffentlicht wird.

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