Mons. González Chaves: «Der Name Marias ist Siegel der Ewigkeit»

Mons. González Chaves: «Der Name Marias ist Siegel der Ewigkeit»

Von:  Mons. Alberto José González Chaves

Heute, am Fest des Süßen Namens Mariens, können wir uns in einer einfachen und zugleich tiefen Erfahrung aufhalten: darüber nachdenken, wie dieser gesegnete Name Mariens seit unserer Kindheit auf unseren Lippen war, wie wir ihn von unseren Eltern und Großeltern als das kostbarste Erbe empfangen haben und wie wir ihn bis zum letzten Atemzug unseres Lebens bewahren möchten.

Sagt das Buch des Sirach: «Wie ein ausgegossenes Parfüm ist dein Name» (Sir 24,20). Wenn es einen Namen gibt, der die Seele erfrischt und verschönert, der die Lippen versüßt und das Herz stärkt, dann ist es der Name Mariens. Es ist kein beliebiger Name: In ihm hallt die Geschichte unserer Erlösung wider, die Zärtlichkeit Gottes in weiblichem Antlitz, die Nähe einer Mutter, die uns begleitet.

Heute erinnern wir uns mit Rührung daran, wie wir diesen Namen in der ersten Katechese auszusprechen lernten, an der Hand unserer Eltern und Großeltern. Vielleicht hat unsere Mutter uns beigebracht, die Hände zu falten und leise zu sagen: «Gegrüßet seist du, Maria…». Vielleicht hat unser Großvater uns vor dem Schlafengehen mit dem Kreuzzeichen gesegnet und geflüstert: «Möge die Jungfrau Maria dich behüten». Diese einfachen Gesten haben unser Leben tiefer geprägt als tausend Reden.

Maria war mit unseren ersten Gebeten verbunden, mit unseren kindlichen Freuden und unseren Kindesängsten. Wenn uns etwas ängstigte, wiederholten wir fast instinktiv: «Jungfrauchen, Maria, hilf mir». Der Name Mariens wurde zu unserem Zufluchtsort, zu einem unsichtbaren Schild, der uns Frieden schenkte.

Und so haben wir im Laufe der Jahre erlebt, dass dieser Name nicht altert. Er begleitet alle Etappen unseres Daseins. In der Jugend, wenn die Leidenschaften toben und das Leben sich wie ein unsicherer Horizont öffnet, ist das Anrufen Mariens Reinheit, Orientierung und Trost finden. In der Reife, wenn die Verantwortungen lasten, gibt das Wiederholen ihres Namens uns Gelassenheit und Vertrauen zurück. Und im Alter, wenn die Zeit zu schwinden scheint, ist das Aussprechen von «Maria» bereits ein Vorgeschmack des Himmels.

Die Heiligen haben das gut verstanden. Der heilige Alfons Maria von Liguori sagte: «Wer Maria liebt, hat die standhafte Beharrlichkeit bis zum Ende gesichert». Und der heilige Bernhard, in einer berühmten Homilie, hinterließ uns jene unsterblichen Worte: «In Gefahren, in Ängsten, in Zweifeln, denke an Maria, rufe Maria an. Möge sie nie von deinen Lippen oder deinem Herzen weichen».

Der Name Mariens ist Siegel der Ewigkeit. Denken wir an die letzte Stunde unseres Lebens: Welches Wort würden wir aussprechen wollen, wenn wir unsere Seele Gott übergeben? Welch eine Seligkeit, wenn es dieses wäre: «Maria». Ja, möge ihr Name das endgültige Siegel unserer Lippen sein, der Schlüssel, der die Tür zur Ewigkeit öffnet, die Melodie, die uns sanft zum Treffen mit ihrem Sohn führt.

Der heilige Bonaventura behauptete: «Wer Maria mit Liebe anruft, wird niemals zugrunde gehen». Und die Erfahrung so vieler sterbender Christen bestätigt es: Welch Frieden und welches Vertrauen quillt aus dem Herzen, wenn man diesen Namen in der letzten Stunde flüstert!

Aber nicht nur im persönlichen Leben: Auch im Leben der Kirche war der Name Mariens immer Süße und Stärke. Er wurde in Litaneien, Hymnen und Gebeten gesungen. Er wurde in Einsiedeleien, Kapellen und Kathedralen eingraviert. Er wurde in Prozessionen und Wallfahrten wiederholt. Er wurde zur Melodie des Glaubens, die von Generation zu Generation überliefert wird. Lassen wir diesen Schatz nicht verloren gehen. In einer Welt, die das Herz so oft mit harten Worten vergiftet, mit Namen, die teilen oder verletzen, kehren wir zu diesem Namen zurück, der heilt, der vereint, der versüßt. Lehren wir unsere Kinder, ihn auszusprechen. Erinnere wir unsere Jugendlichen, dass er ein sicherer Kompass ist. Und bewahren wir ihn bei unseren Älteren als Pfand der Hoffnung. Heute, am Fest des Süßen Namens Mariens, erneuern wir einen sehr einfachen und zugleich sehr großen Vorsatz: Möge der Name Mariens immer auf unseren Lippen sein. Beim Erwachen und beim Schlafengehen, in Freude und Traurigkeit, in Gesundheit und Krankheit, möge Maria unsere Begleiterin sein. Und wenn der Moment kommt, die Schwelle zur Ewigkeit zu überschreiten, bitten wir um die Gnade, die Seele zu übergeben, indem wir wie ein Kind, das nach seiner Mutter ruft, sagen: «Maria», so wie ihr Jesus sie rief, Der, das ewige Wort Gottes, in Nazareth lernte, menschliche Worte zu stammeln. Und unter den ersten, die aus seinen kindlichen Lippen kamen, war mit aller Sicherheit der Name seiner Mutter: «Maria».

Welche unerreichbare Tiefe hat dieses Geheimnis: Der ewige Sohn Gottes ruft seine eigene Mutter bei ihrem Namen. Jedes Mal, wenn Jesus «Maria» aussprach, wurde dieser Name von der göttlichen Stimme gestreichelt und zu einer unbeschreiblichen Würde erhoben.

Stellen wir uns den kindlichen Jesus vor, der durch das Haus in Nazareth läuft und freudig ruft: «Maria!». Stellen wir uns den jungen Mann vor, der, ermüdet von der Arbeit in der Werkstatt, ausruht, indem er sanft den Namen seiner Mutter ausspricht. Für Jesus war das Sagen von «Maria» das Aussprechen der Zärtlichkeit Gottes in Fleisch, der Treue des Bundes, der reinsten menschlichen Präsenz in seinem irdischen Leben.

Auch Josef, der gerechte Mann, schmeckte diesen Namen mit einer einzigartigen Süße. Für ihn war «Maria» der Name der jungfräulichen Braut, die ihm anvertraut wurde. Wie oft hat er sich in den heißen Stunden der Arbeit getröstet, indem er diesen Namen erinnerte! Welch Freude spürte er, sie jeden Morgen zu rufen, zusammen zu arbeiten, in der einfachen Intimität des nazarenischen Häuschens zu sprechen!

Josef entdeckte in diesem Namen die Treue Gottes zu den Verheißungen Israels. Und er lernte in der betenden Stille seines Herzens, dass das Aussprechen von «Maria» das Anrufen der Kreatur war, in der Gott selbst seine Wonne gefunden hatte.

Und Johannes der Evangelist, der geliebte Jünger, als er die Herrin am Kalvarienberg als Mutter empfing, sprach von da an diesen Namen mit unbeschreiblicher Verehrung und Zärtlichkeit aus. Zuerst in Jerusalem und dann in Ephesus war jedes Sagen von «Maria» wie das Öffnen einer Tür zum Geheimnis Gottes.

Wer kann erahnen, was Johannes fühlte, als er die Mutter des Herrn bei ihrem Namen rief? Der, der seinen Kopf auf die Brust seines Meisters gelegt hatte, konnte nun sein ganzes Leben an die Mutter Christi lehnen. Und jedes Mal, wenn er sie «Maria» nannte, durchströmte ein Schauer des Himmels seine Adern.

Von Jesus, Josef und Johannes können wir lernen, diesen Namen mit inniger Zärtlichkeit auszusprechen. Der Name Mariens darf nicht routinemäßig auf unseren Lippen sein, sondern als Akt der kindlichen Liebe. Jedes Mal, wenn wir «Maria» sagen, ahmen wir den kindlichen Jesus nach, der seine Mutter ruft; jedes Mal, wenn wir «Maria» sagen, ahmen wir den Ehemann Josef nach, der den schönsten Namen der Erde aussprach; jedes Mal, wenn wir «Maria» sagen, ahmen wir den Jünger Johannes nach, der bereits den Himmel auf Erden schmeckte.

Der Herr gewähre uns die Gnade, diesen Namen immer mit Liebe, mit Respekt und mit unbegrenztem Vertrauen auszusprechen. Möge, wenn wir «Maria» sagen, die Stimme Jesu, Josefs und Johannes in uns widerhallen. Und mögen wir eines Tages in der Ewigkeit unsere Stimme dem Chor der Engel vereinen, die sich nicht müde werden, zu wiederholen: «Maria!»

Denn der Name Mariens ist Stärke und Sieg gegen den Dämon. Von Anfang der Heiligen Schrift an trägt eine Verheißung unsere Hoffnung: «Ich werde Feindschaft setzen zwischen dir und der Frau, zwischen deinem Geschlecht und ihrem: Sie wird dir den Kopf zertreten» (Gen 3,15). Diese Frau ist Maria. Und der Name Mariens, vereint mit dem von Jesus, war immer Schrecken für die Dämonen und Banner des Sieges für die Christen.

Der Dämon zittert vor diesem Namen, weil er weiß, dass in Maria seine Niederlage eingeschlossen ist. Jeder Christ erlebt, dass, wenn die Versuchung drückt, es genügt, die Jungfrau anzurufen, um Kraft zu finden. Der heilige Alfons Maria von Liguori versichert: «Wer in der Anrufung Mariens beharrt, wird gerettet». Und der heilige Bernhard betet in seiner schönen Gebet _Memorare_ : «Nie wurde gehört, dass jemand, der zu dir geflohen ist, verlassen wurde».

Der Name Mariens ist der Schlüssel, der das Herz Gottes öffnet und die Türen vor dem Feind verschließt. Er ist ein mächtiger Schild im geistlichen Kampf: Die Geschichte der christlichen Völker bestätigt es.

Am 12. September 1683, in der Schlacht von Wien, erlangten die Heere der Christenheit, bedroht von der osmanischen Invasion, den Sieg nicht nur mit menschlichen Waffen, sondern indem sie den Namen Mariens anriefen. Der selige Kapuziner Marco d’Aviano ermutigte die Truppen, «Maria!» zu rufen, und der selige Papst Innozenz XI schrieb den Sieg der Schutz der Jungfrau zu. Seitdem wollte die Kirche das Fest des Süßen Namens Mariens als lebendige Erinnerung an diesen Sieg einsetzen. Und sie tat es, damit die Christen aller Zeiten wüssten, dass in den Schlachten der Geschichte, wie in denen der Seele, der Name Mariens immer Banner des Triumphes ist.

Jeder Mensch führt auch einen inneren Kampf. Die Welt, der Dämon und das Fleisch verbünden sich gegen uns. Aber wir haben eine unbesiegbare Waffe: Maria anrufen. Wenn wir ihren Namen in der Prüfung wiederholen, wenn wir ihn inmitten der Versuchung sagen, wenn wir ihn im Schmerz flüstern, umhüllt uns ein geheimnisvoller Friede und macht uns stark.

Vergessen wir nicht, dass Maria nicht nur Süße ist: Sie ist auch Stärke. Ihr Name ist nicht nur Trost: Er ist Schild. Ihr Name ist nicht nur Melodie: Er ist Schwert. Und deshalb will die Kirche bei der Feier dieses Festes, dass wir unser Vertrauen in ihren Schutz erneuern.

Graben wir ins Herz eine Gewissheit ein: Wer diesen Süßen Namen Mariens im Glauben anruft, wird niemals besiegt. Lernen wir, ihn mit Zärtlichkeit im Frieden und mit Kraft im Kampf zu wiederholen, mit Dankbarkeit in der Freude und mit Vertrauen in der Trübsal.

Und wenn unsere letzte Schlacht kommt, die des Übergangs zur Ewigkeit, mögen wir uns von dieser Welt verabschieden mit dem Namen Mariens auf den Lippen. Es wird die beste Verteidigung sein, die sanfteste Musik und der Schlüssel zu unserem Himmel.

Hilf Infovaticana, weiter zu informieren